Meine Bilder (8): Selbst – Triptychon

Nein, diese drei Bilder habe ich nicht selbst fotografiert oder gemalt. Ich habe sie nur über einander gehängt. Seit wann ich sie besitze? Keine Ahnung. Anders als der frühere BILDchef Kai Diekmann hab ich keine Assistentin, die mir für meine Erinnerungen eine Chronologie zusammenstellen kann. Ich neige nicht zu tagebuchähnlichen Aufzeichnungen. Und mein Gedächtnis wird auch nicht besser.

Das untere Bild stammt von Barbara Klemm, der großen alten Dame unter den (west)deutschen Fotografen. Es muss in den letzten Jahren der Kanzlerschaft von Helmut Kohl entstanden sein. Jedenfalls verfügte die Frankurter Allgemeine, für die Klemm arbeitete, damals noch über eine wöchtlich erscheinende Kupfertiefdruckbeilage mit hervoragenen großen Schwarz-Weiß-Fotos.

Ich fand (und finde) es faszinierend, wie Helmut Kohl da versonnen auf Plastiken führender Perönlichkeiten des deutschen Sozialsmus/Kommunismus schaut – von Walter Ulbricht bis Rosa Luxemburg. Es handelt sich offenbar um eine Austellung zur deutschen Einheit, die es ohne ihn wohl nicht so schnell gegeben hätte. Was ihm da durch den Kopf ging, können wir nur ahnen. Am linken Bildrand ist noch der Beginn des Slogans zu sehen: „Wir sind das Volk“.

Gibt es bei Fotos Originale? Spezielle Abzüge für Ausstellungen können jedenfalls sehr teuer sein. Ich hab damals Barbara Klemm angeschrieben und gefragt, ob sie ihre Bilder auch privat vekaufe und was eins koste. Eigentlich nicht, antwortete sie, aber weil ich so nett fragte… Ich solle doch ihrer Laborantin 30 (oder waren es 50?) Mark überweisen. Seither besitze ich also ein echtes Klemm.

Vom oberen Bild weiß ich die Quelle nicht mehr. Ich hab es aus der Zeitung ausgeschnitten. Nofrete war die Hauptgemalin des Pharao Echnaton und lebte im 14. Jahrhundert vor Beginn unserer Zeitrechnung. Ihre rätselhafte Schönheit fasziniert seit Generatioen. Die Geschichte ihres Abbilds ist eine eigene Geschichte, deren Beschreibung ganze Bibiotheken füllt. Auch hier können wir nur spekulieren, was der Betrachterin durch den Kopf geht. Sie dürfte sich zum Zeitpunkt der Aufnahme gerade im Zenit ihrer Macht befunden haben.

Zwei deutsche Regierungschefs, die man wegen der Länge ihrer Amtszeit schon zu Lebzeiten die „ewigen“ genannt hat, im Angesicht der Geschichte – mich hat diese Kombination gereizt.

Das dritte Bild hat mit den beiden anderen so gar nichts zu tum. Auf den ersten Blick jedenfalls. Auf den zweiten wird es etwas komplizierter – nicht bloß, weil es zu einer Kampagne gehört, die so etwas wie eine Revolution in der Bier-Werbung auslöste. Bis dahin wurden meist schwere Brauerpferde gezeigt, die das Gesöff in die Kneipen brachten. Und ähnliche Gemütlichkeiten, die man für volkstümlich hielt. Von nun an wurde es originell.

Bei dem Bild handelt es sich um Dummy. Einen Entwurf, an dem der damalige Freund und spätere Ehemann eine Volontärin beteiligt war, die ich beim Kölner Stadt-Anzeiger betreut habe. Sie hatte sich in Köln beworben, wurde dann aber zur Mitteldeutschen Zeitung geschickt, die damals zum selben Verlag gehörte. Wir haben uns nach ihrem Umzug regelmäßig getroffen. Sie hat mir von ihrem Problem erzählt als Untermieterin einer älteren Dame, vor allem aber als Westdeutsche im damals noch ziemlich frisch angeschlossenen Osten.

Irgendwann hab ich dann den Ruf des Tagespiegel nach Bonn bekommen, der mich schließlich nach Berlin führte. Aber das ist eine andere Geschichte. Jedenfalls hat sie mir zum Abschied dies Bild geschenkt mit dem wunderschön frisch gezapften Kölsch. Im Lauf der Zeit sind die Farben etwas veblasst und mit ihnen meine Sehnsucht nach dem Rheinland. Ich trinke auch längst kein Bier mehr. Aber bei meinen seltenen Visiten in Köln und wenn ich nach dem Besuch des Deutschen Theaters oder des Berliner Ensembles in der „Ständigen Vertretung“ einkehre, jener rheinischen Nostalgie-Kneipe am Schiffbauer Damm – dann muss es immer ein Kölsch sein. Als Apritif. Und zur Erinnerung.

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