Meine Bilder (10): Otto Dix – Großstadt

Ein Druck des Bildes „Großstadt“ von Otto Dix, das auf diesem Museumsrundgang zu sehen ist, hängt seit Jahren bei mir zu Hause. Immer wenn ich darauf schaue, muss ich an die FDP denken. Das Original des Triptychons, das der Künstler Ende der 1920er Jahre in Dresden auf Holz gemalt hat, hängt im Stuttgarter Kunstmuseum. Während meiner Berufstätigkeit habe ich das Jahr mit Terminen im Süden und Südwesten des Landes begonnen. Zum einen führte mich die Reise nach Bayern. In Wildbad Kreuth habe ich die traditionelle  Klausurtagung der CSU besucht. Aber das ist eine andere Geschichte.

In die baden-württembergische Landeshauptstadt hat mich das nicht minder traditionelle Drei-Königs-Treffen der FDP geführt. In meinen aktiven Jahren blieb Journalisten am Rande ihrer Arbeit gelegentlich noch Muße für private Unternehmungen. Bei einer davon habe ich das Bild von Otto Dix entdeckt und den Druck erworben. Weil ich fasziniert von der gestalterischen Wucht seiner gesellschaftskritischen Darstellung war, habe ich das Original, so oft es ging, am Rande meiner Visiten in Stuttgart besucht.

Das knapp 2 x 4 Meter große Gemälde zeigt exemplarisch das glamouröse Nachtleben einer Großstadt samt ihren Schattenseiten: Es vereint Kriegsfolgen, Armut und Luxus. Damit bleibt es aktuell bis in unsere Tage. Als ich es zum ersten Mal sah, fand ich, dass es auch gut zu einer Redewendung des langjährigen FDP-Vorsitzenden Guido Westerwelle passte, der den jungen Landespolitiker Christian Linder in Stuttgart als seine große Entdeckung für die Bundespolitik präsentierte.

Mit einer wiederum legendären Formulierung hatte Westerwelle der alten Bundesrepublik einst „spätrömische Dekadenz“ attestiert. Die öffentliche Aufregung war damals nicht geringer als aktuell über die Forderung seines heutigen Nachfolgers Christan Linder, der für die deutsche Politik von heute den argentinischen Despoten Javier Milei und Elon Musk propagierte, den Milliarden schwerem Intimus von Donald Trump. Der Unterschied zwischen den beiden: Westerwelle hat um Entschuldigung für seine rhetorische Entgleisung gebeten. Lindner dagegen rechtfertigt die seine ebenso ausführlich wie hartnäckig.

Was Westerwelle vom jüngsten Vorgehen seines lange Zeit gelehrigen Schülers gehalten hätte, werden wir nie erfahren. Er ist 2016 mit 54 Jahren nach langem Kampf mit einer Erkrankung an Leukämie gestorben.

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