
Unter den Bildern, die mich umgeben, befinden sich nur wenige Originale. Eins davon hängt in unserem Wohn-Essraum. Es zeigt die aufgeschnittenen Hälften einer saftig roten Tomate, so lebensecht, dass man hinein beißen möchte. Dazwischen liegt das Messer, das sie geteilt hat. Gemalt hat es Jürgen Kühne, ein Freund, mit dem mich nicht zuletzt die Leidenschaft fürs Tango Tanzen verbindet. Dies Bild ist auch deshalb etwas besonderes, weil er es mir geschenkt hat.
Jürgens Profession ist die Metallkunde. Weit weg von der Malerei? Ein Vorurteil, findet er. „Wer noch niemals durch ein Mikroskop die innere Struktur eines Metalls betrachten konnte, ahnt nicht, welche unfassbare Schönheit und Vielfalt die Natur auch im Kleinsten kreiert hat“, schreibt er in „Vielfalt in Acryl“. Unter diesem Titel fasst er auf 80 reich bebilderten Din-A-4-Seiten seinen künstlerischen Werdegang und seine Philosophie zusammen. Ich komm übrigens auch drin vor. Für ihn sei es „ein konsequenter Schritt“ gewesen, betonte Jürgen Kühne, sein „ästhetisches Empfinden auch in der Kunst umzusetzen“.
Auf ein wiederkehrendes Themas mag er sich nicht festlegen. Mit neugierigen Augen durch die Welt gehend findet er seine Motive: Von der weiten Landschaft Nordostdeutschlands, wo er herkommt, über die Straßen und Häuser Berlins, wo er heute lebt, bis zu den schummerigen Innenräumen, wo sein anderes großes Hobby, oder besser seine Leidenschaft stattfindet: Der Tango.
Stilistisch ist er vom Impressionismus inspiriert. Aber er experimentiert auch mit Abstraktionen und düsteren surrealistischen Phantasmagorien. Für seine Bilder nutzt Jürgen meist wasserlösliche Acryl-Farben und handelsübliche Keilrahmen bis zu einem Meter Breite. Genaueres ist seiner ausführlichen Selbstauskunft „Vielfalt in Acryl“ zu entnehmen.
Beim Malen denkt er oft schon daran, wo ein Bild hängen könnte. Zum Beispiel seine meist kleinformatigen Küchen-Stillleben. Umso mehr bedauert er, dass es in modernen Küchen kaum noch Möglichkeiten gibt, um sie mit derlei Bildern zu verschönern. Meine Frau und ich haben in unserer nicht eben großen Wohnung einen prominenten Platz gefunden, wie er passender kaum sein könnte: Neben der Tür des Zimmers, in dem sich das meiste unsere Lebens abspielt – links ein großes Bücherregal mit vielen Kunst-Bildbänden, rechts die offene Küche. Dazwischen Jürgens leuchtend roter Blickfang.
Wer sich für Jürgen Kühnes Kunst interessiert, kann den Bildband für 20 Euro bei ihm beziehen. Im Internet ist er zu finden unter:
www.artoffer.com/Juergen-Kuehne